Basiswissen
Bei häufiger Einnahme von Kopfschmerzmitteln kann der Kopfschmerz durch Übergebrauch von Medikamenten chronifizieren (MOH = Medication Overuse Headache). Die kritische Grenze zur Chronifizierung liegt bei 10 Einnahmetagen pro Monat über einen Zeitraum ab 3 Monaten.
Das sollte man wissen
Zahlreiche Schmerzmittel, einschließlich einiger Triptane, sind frei verkäuflich in Apotheken erhältlich. Kopfschmerzpatienten behandeln sich oft selbst über einen längeren Zeitraum, ohne diese Therapie mit ihrem Arzt abzustimmen. Dies führt häufig zu einem Medikamentenübergebrauch. Hochrechnungen gehen davon aus, dass in Deutschland bis zu eine halbe Million Menschen einen Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch haben.
Empfehlungen für Ärzte
Befragen Sie die Patienten immer zu der Häufigkeit ihrer Schmerzmitteleinnahme. Hilfreich ist ein Kopfschmerztagebuch (Download bspw. www.dmkg.de), das Sie Ihrem Patienten an die Hand geben.
Eine medikamentöse Therapie sollte immer vom Arzt individualisiert werden. Bei mehr als 3 Migräneattacken pro Monat ist bereits eine Migräneprophylaxe zu empfehlen. Sie erfolgt z.B. mit Betablockern, mit Amitriptylin, dem Kalziumantagonisten Flunarizin oder aus der Substanzklasse der Antikonvulsiva mit Topiramat oder Valproat. Bei der chronischen Migräne steht zur Prophylaxe zusätzlich Botox zur Verfügung. Neue Substanzen zur Migräneprophylaxe, die CGRP bzw. den CGRP-Rezeptor blockieren, werden bei Versagen, intolerablen Nebenwirkungen oder Kontraindikationen auf die herkömmlichen Migräneprophylaktika eingesetzt.
Bei bestehendem Medikamentenübergebrauch sollte der Patient nicht nur über die Risiken der häufigen Medikamenteneinnahme aufgeklärt und mit einer Prophylaxe versorgt werden, sondern er sollte auch eine Medikamentenpause einhalten. Medikamentenpause bedeutet, dass für mindestens 14 Tage, besser länger, zunächst keine Akutschmerzmittel und Triptane eingenommen werden dürfen. Dies allein führt bereits bei vielen Patienten nach einer Phase mit vorübergehenden Entzugskopfschmerzen zu einer erheblichen Besserung der Kopfschmerzen.
Überstellen Sie Patienten im Zweifel an einen Neurologen bzw. (Kopf-) Schmerzspezialisten, um eine auf den Betroffenen zugeschnittene Therapie, angepasst an die Krankheitsstärke, das Alter, Begleiterkrankungen und Lebensumstände, zu finden.
Referenz
Letzte Aktualisierung: 16. Januar 2025
Autor: Priv.-Doz. Dr. med. Stefanie Förderreuther, Dr. med. Laura Zaranek
Download: Patienteninformationsbroschüre Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch
Ärzte und medizinisches Fachpersonal können alle Patienteninformationsbroschüren der Initiative „Attacke Gemeinsam gegen Kopfschmerzen“ kostenlos für ihre Praxis oder Klinik bestellen.
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