Die zuverlässige Unterscheidung von Migräne und Spannungskopfschmerz

Basiswissen

Das EEG kann Hinweise auf symptomatische Kopfschmerzen oder auf epileptische Phänomene in der Differenzialdiagnose von Auren liefern, nicht jedoch Migräne von Kopfschmerzen vom Spannungstyp (KSP) unterscheiden. Auch bildgebende Verfahren wie die MRT sind für die Unterscheidung nicht geeignet. Nicht jeder Migränekopfschmerz spricht auf Triptane an, es gibt Non-Responder, eine reproduzierbar gute Response macht eine Migräne aber sehr wahrscheinlich. Ein halbseitiger Kopfschmerz, vor allem mit pochendem Charakter, und die Schmerzzunahme bei körperlicher Routinetätigkeit (wie Treppensteigen) sind typisch für Migräne, ebenfalls eine erniedrigte Reizschwelle mit Rückzugsbedürfnis sowie Übelkeit. Migräneschmerzen beginnen häufig im Nacken, was oft zu der Fehlannahme eines Halswirbelsäulenkopfschmerzes führt.

Verwechslungsgefahr

In der Praxis ist die Fehldiagnose KSP bei nicht erkannter Migräne häufig. Die Fehlannahme, dass Migränekopfschmerzen halbseitig sein müssen oder Übelkeit und Erbrechen unverzichtbares Diagnosekriterium sind, ist immer wieder anzutreffen. Die Fehldiagnose Kopfschmerz vom Spannungstyp führt zu einer falschen und unzureichenden Behandlung von Migränikern, die europaweit medizinisch immer noch erschreckend schlecht versorgt sind (1). Des Weiteren sollte bei häufig wiederkehrenden Kopfschmerzen und häufiger Schmerzmitteleinnahme auch der Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch (MOH) bedacht werden. Wenn über mindestens 3 Monate häufiger als an 10 Tagen im Monat und häufiger als 3 Tage in Folge eingenommen wurden, sind die Kriterien für einen MOH erfüllt und bedürfen besonderer Edukation (2).

Empfehlungen für Ärzte

Beim Erstkontakt dauert es nur zwei Minuten, um die diagnostischen Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft abzufragen (3).

Eine Migräne liegt bei wiederkehrenden Kopfschmerzattacken vor, wenn folgende anamnestische Kriterien zutreffen:

  • Mindestens zwei von: einseitiger Kopfschmerz, mindestens mittelstark, pulsierend-pochende Schmerzqualität und Zunahme bei körperlichen Routineaktivitäten sowie
  • Mindestens eins von: Lärm und Lichtscheu, Übelkeit, ggf. auch Brechreiz/Erbrechen

Wichtiger Hinweis hierzu: Die Kriterien gelten für unbehandelte Attacken!

Natürlich wollen und sollen die Patienten mit der Akutbehandlung ihrer Migräne nicht warten, bis das „Vollbild“ einer Attacke erreicht ist. Wenn die Patienten meinen, an Spannungskopfschmerzen zu leiden, weil Ibuprofen meist gut hilft, fragen Sie, was passiert, wenn sie nichts einnehmen.

 

Referenzen

  1. Poor medical care for people with migraine in Europe – evidence from the Eurolight study. (Katsavara et. al.) The Journal of Headache and Pain (2018) 19:10 open access paper.
  2. Shewale AR, Brandenburg JA, Burslem K, Lipton RB, Doshi JA. Health care resource utilization and costs associated with diagnosed medication overuse headache and potential acute medication overuse in individuals with migraine. Cephalalgia. 2024 Feb;44(2):3331024241235139. doi: 10.1177/03331024241235139. PMID: 38410849
  3. Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS) Internationale Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen 3. Auflage.

 

Letzte Aktualisierung: 16. Januar 2025
Autor: Dr. med. Andreas Peikert, Dr. med. Laura Zaranek

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