Medikamentöse Migräneprophylaxe: Indikation

Basiswissen

Die Indikation für den Beginn einer medikamentösen Migräneprophylaxe ergibt sich individuell aus der Häufigkeit der Kopfschmerzattacken, unzureichender/fehlender Wirkung von Akuttherapeutika oder dem Auftreten von Nebenwirkungen, dem Auftreten von sehr schweren Migräneattacken, einem Medikamentenübergebrauch oder individuellem Leidensdruck. Mit Beginn einer Migräneprophylaxe soll durch die Reduzierung der Häufigkeit und Schwere der Attacken eine bessere Lebensqualität für Betroffene, aber auch eine Verringerung des Risikos für einen Medikamentenübergebrauch erreicht werden.

Herausforderungen

Eine zunehmende Attackenfrequenz führt nicht nur zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und verminderten Leistungsfähigkeit, sondern auch zu einem erhöhten Risiko, einen Übergebrauch von Akutmedikation zu entwickeln. Medikamentenübergebrauch ist einer der ganz wesentlichen Risikofaktoren für die Chronifizierung und Verschlechterung einer episodischen Migräne, d. h. Migräne und Kopfschmerzen an weniger als 15 Tagen/Monat. Die hochfrequente und die chronische Migräne sind daher immer eine Indikation für eine Prophylaxe. Es kann schwierig sein zu vermitteln, warum die tägliche Einnahme einer prophylaktisch wirksamen Substanz besser sein soll als die bedarfsgerechte Einnahme von Schmerzmitteln. Hinzu kommt, dass die Wirkung einer nicht-migränespezifischen Prophylaxe (Betarezeptorenblocker, Antidepressiva etc.) erst nach mindestens 8 Wochen beurteilt werden kann und Nebenwirkungen vor allem in den ersten Wochen der Einnahme auftreten.

Empfehlungen für Ärzte

Um die Indikation für eine Prophylaxe zu beurteilen und das Risiko einer Chronifizierung zu erkennen, sollten die Frequenz der Migräneattacken, die ungefähre Zahl der Kopfschmerztage und die Zahl der Tage, an denen Schmerzmittel eingenommen werden, erfasst werden. Dabei kann ein Kopfschmerzkalender helfen.

Viele Patienten wissen nicht, dass die Einnahme von Schmerz- und Migränemitteln an mehr als 10 Tagen im Monat zu einer Chronifizierung ihrer Kopfschmerzen führt. Darum sollte vermittelt werden: Schmerzmittel sollten nur an maximal 10 Tagen pro Monat genommen werden. Die wichtigsten Informationen zur Prophylaxe (z.B. verzögerter Wirkbeginn, Therapiedauer, flankierende Maßnahmen, Attackenrückgang um ca. 50% bei der episodischen und 30% bei der chronischen Migräne) können beispielsweise mit einem kurzen Aufklärungsblatt als Merkhilfe an Patienten weitergegeben werden.

Die Wirksamkeit jeder prophylaktischen Therapie sollte regelmäßig evaluiert werden. Je nach Schwere der Migräne sollte unter einer effektiven Therapie nach 9 bis 24 Monaten ein Auslassversuch (bei Flunarizin nach 6 Monaten) mit dem Patienten diskutiert werden.

 

Referenz

Diener H.-C., Förderreuther S, Kropp P. et al., Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, DGN und DMKG, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 10.01.2025)


Letzte Aktualisierung: 16. Januar 2025
Autor: Dr. med. Katharina Kamm, Dr. med. Armin Scheffler

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