Basiswissen
Onabotulinumtoxin A ist ausschließlich zur Behandlung der chronischen Migräne (1,2) zugelassen, da eine Wirksamkeit bei der episodischen Migräne in klinischen Studien nicht nachgewiesen werden konnte.
Wichtig zu wissen
Die chronische Migräne führt zu einer besonders hohen Beeinträchtigung der Betroffenen und ist häufig mit Komorbiditäten wie Depression, Angststörungen oder anderen chronischen Schmerzen assoziiert. Mindestens die Hälfte der Betroffenen weist zudem einen Übergebrauch von Akutmedikation auf. Im Vorfeld einer Behandlung mit Onabotulinumtoxin A sollten mindestens zwei leitliniengerechte Versuche mit einer oralen medikamentösen Migräneprophylaxe erfolgt sein.
Grundsätzlich sollte Onabotulinumtoxin A in dieser Indikation nur von Neurologen eingesetzt werden, die in der Diagnose und Therapie chronischer Kopfschmerzen erfahren sind.
In Studien war Onabotulinumtoxin A auch bei Patienten mit gleichzeitig bestehendem Medikamentenübergebrauch wirksam (3).
In der Praxis werden jeweils 5 Einheiten Onabotulinumtoxin nach dem Injektionsschema der PREEMPT Studien (Phase 3 REsearch Evaluating Migraine Prophylaxis Therapy, PREEMPT 1 und 2) alle 12 Wochen an 31 Punkten in die perikranielle Muskulatur injiziert (insgesamt 155 Einheiten). Bei Bedarf sind weitere 40 Einheiten entsprechend dem „Follow the pain“-Prinzip zusätzlich möglich (insgesamt 195 Einheiten).
Empfehlung für Ärzte
Die Behandlung mit Onabotulinumtoxin ist eine wichtige Therapieoption für Patienten mit chronischer Migräne. Die Behandlung ist für die meisten Patienten sehr gut verträglich. Komplikationen wie z.B. das vorübergehende Auftreten einer Ptosis durch die muskellähmende Wirkung von Botulinumtoxin sind bei entsprechender Erfahrung des Behandlers meist vermeidbar. Wichtig ist, bei so schwer von Migräne betroffenen Patienten zu bedenken, dass eine reine Pharmakotherapie meist unzureichend ist. Ziel der Behandlung sollte immer sein, in einem multimodal angelegten Therapiekonzept zu behandeln, ggf. den Medikamentenübergebrauch zu beenden und Komorbiditäten mit zu berücksichtigen (4).
Referenzen
- Diener HC, Bussone G, Van Oene JC, Lahaye M, Schwalen S, Goadsby PJ (2007) Topiramate reduces headache days in chronic migraine: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Cephalalgia27:814–823.
- Dodick DW, Turkel CC, DeGryse RE, Aurora SK, Silberstein SD, Lipton RB, Diener HC, Brin MF (2010) OnabotulinumtoxinA for treatment of chronic migraine: pooled results from the double-blind, randomized, placebo-controlled phases of the PREEMPT clinical program. Headache 50:921–936.
- Silberstein SD, Blumenfeld AM, Cady RK, Turner IM, Lipton RB, Diener HC, Aurora SK, Sirimanne M, DeGryse RE, Turkel CC, Dodick DW (2013) OnabotulinumtoxinA for treatment of chronic migraine: PREEMPT 24-week pooled subgroup analysis of patients who had acute headache medication overuse at baseline. J Neurol Sci 331:48–56.
- Ruscheweyh R, Förderreuther S, Gaul C, Gendolla A, Holle-Lee D, Jürgens T, Neeb L, Straube A (2018), Therapie der chronischen Migräne mit Botulinumneurotoxin A: Expertenempfehlung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.
Letzte Aktualisierung: 16. Januar 2025
Autor: Dr. med. Ozan Emre Eren, Dr. med. Armin Scheffler