Basiswissen
Bei Patienten mit einer primären Kopfschmerzerkrankung können Triptane und Kombinationsanalgetika bei regelmäßiger Einnahme an mehr als 10 Tagen pro Monat, Monoanalgetika an mehr als 15 Tagen pro Monat zur Entwicklung eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes führen. Das Risiko, einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz zu entwickeln, ist den Patienten oft nicht bekannt. Vor allem bei Patienten mit häufigen Kopfschmerzen muss unbedingt über dieses Risiko aufgeklärt werden.
Die Einnahme von (frei verkäuflichen) Analgetika und Triptanen an mehr als 3 Tagen hintereinander wird grundsätzlich nicht empfohlen. Prolongiert verlaufende Kopfschmerzattacken können Ausdruck einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung sein. Patienten sollten dann einen Arzt aufsuchen. Hält eine Migräneattacke länger als 3 Tage an, handelt es sich um einen Status migraenosus.
Bei lang anhaltenden Attacken und häufigem Auftreten von Wiederkehrkopfschmerzen ist die Verordnung eines eher lang wirksamen Triptans in Kombination mit Naproxen (500 mg) sinnvoll. Naproxen zeichnet sich durch eine deutlich längere Halbwertszeit aus als andere nicht steroidale Antirheumatika und ist deshalb besonders geeignet. Die Wirksamkeit dieser Kombinationsbehandlung wurde in kontrollierten Studien gezeigt. Es wird grundsätzlich – also auch bei lang anhaltenden Attacken – nicht empfohlen, unterschiedliche Triptane miteinander zu kombinieren.
Wichtig zu wissen
Schmerzmittel und Triptane wirken am besten, wenn sie frühzeitig in der Migräneattacke eingenommen werden. Zugleich erhöhen diese Substanzen aber bei zu häufiger Einnahme das Risiko, einen Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch zu entwickeln, ganz erheblich. Die Beratung eines Patienten mit seltenen Migräneattacken sollte den Aspekt der verbesserten Wirksamkeit bei frühzeitiger Einnahme in den Vordergrund stellen. Bei Patienten mit vielen Kopfschmerztagen pro Monat ist der Aspekt des Chronifizierungsrisikos in den Vordergrund zu stellen und meist auch eine prophylaktische Behandlung indiziert. Patienten mit vielen Kopfschmerztagen pro Monat sollten lernen, Schmerzmittel sehr gezielt einzusetzen, zum Beispiel erst dann, wenn sie sicher sind, dass eine Migräneattacke vorliegt. Die oft von Patienten praktizierte prophylaktische Einnahme von Analgetika und Triptanen ist nicht sinnvoll. Opioidanalgetika sollten nicht zur Behandlung von Migräneattacken eingesetzt werden.
Empfehlungen für Ärzte
Es sind nur wenige Regeln, die Patienten für den richtigen Umgang mit Schmerzmitteln beachten müssen:
- Schmerzmittel und Triptane nicht länger als 3 Tage hintereinander und nicht öfter als an 10 Tagen pro Monat.
- Kombination von Medikamenten zur Schmerztherapie am besten nach Rücksprache mit dem Arzt.
- Keine prophylaktische Einnahme von Schmerzmitteln.
Als Arzt sollten Sie hellhörig werden, wenn häufig Rezepte für Schmerzmittel/Triptane angefordert werden.
Referenzen
- Diener H.-C., Förderreuther S, Kropp P. et al., Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, DGN und DMKG, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 10.01.2025)
- Diener HC, Gaul C, Kropp P et al., Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln (Medication Overuse Headache = MOH), S1-Leitlinie der DGN und DMKG, 2018; in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie.
Letzte Aktualisierung: 16. Januar 2025
Autor: Priv.-Doz. Dr. med. Stefanie Förderreuther, Dr. med. Victoria Ruschil