Clusterkopfschmerzen erkennen und behandeln

Basiswissen

Clusterkopfschmerz-Attacken sind maximal stark und meist pochend, bohrend oder stechend. Der Schmerz ist halbseitig mit einem periorbitalen Schmerzmaximum. Während einer Clusterkopfschmerz-Attacke wechselt der Schmerz die Seite nicht, zwischen Episoden kann ein Wechsel der Kopfschmerzseite selten auftreten. Typischerweise tritt während der Kopfschmerz-Attacke mindestens eines der nachfolgend genannten möglichen Begleitsymptome ipsilateral zum Kopfschmerz auf:

  • Konjunktivale Rötung und/ oder Tränenfluss
  • Verstopfte oder laufende Nase
  • Lidödem
  • Schweißbildung (Stirn/Gesicht)
  • Miosis und/oder Ptosis
  • Körperliche Unruhe/Agitiertheit

Clusterkopfschmerzen-Attacken halten typischerweise 15–180 Minuten an und treten oft mehr als einmal in 24 Stunden auf. Die Attacken treten meist etwa zur selben Zeit, oft aus dem Schlaf heraus, auf. Der Verlauf ist bei ca. 85% der Patienten episodisch, d.h. Kopfschmerz-Attacken treten täglich mehrere Wochen bis wenige Monate auf. Dazwischen sind die Patienten über Monate oder seltener sogar Jahre beschwerdefrei. Seltener tritt ein chronischer Clusterkopfschmerz (ca. 15% der Betroffenen) ohne Remissionsphasen, die länger als 3 Monate andauern, auf.

Aufgrund der Schwere und Häufigkeit der Attacken brauchen die Patienten neben einer schnell wirksamen Akuttherapie praktisch immer eine medikamentöse Prophylaxe. Nicht medikamentöse Verfahren wie Ausdauersport oder Entspannungstechniken sind beim Clusterkopfschmerz nicht prophylaktisch wirksam. Alkohol kann während der aktiven Episode Kopfschmerz-Attacken auslösen, darüber sollten Patienten aufgeklärt werden.

Wichtig zu wissen

Obwohl Clusterkopfschmerzen sehr charakteristisch verlaufen, werden sie aufgrund ihrer Seltenheit und ihres meist episodischen Auftretens oft nicht oder fehl-diagnostiziert. Noch weniger bekannt sind die Behandlungsoptionen des Clusterkopfschmerzes. Da die Attacken extrem schmerzhaft sind und Suizide aufgrund dieses Kopfschmerzes beschrieben sind, ist es wichtig, an diesen Kopfschmerz zu denken und Patienten einem Spezialisten zuzuweisen.

Empfehlungen für Ärzte

In der Akuttherapie können intranasale oder subkutane Triptane und Sauerstoff eingesetzt werden. Wegen der Kürze der Attacken müssen sehr schnell wirksame Applikationsformen gewählt werden. Das sind Sumatriptan 6 mg subkutan oder Triptan-Nasensprays (Zolmitriptan 5 mg nasal, Sumatriptan 20 mg nasal). Orale Triptane entfalten ihre Wirkung zu spät und sind daher zur Akuttherapie nicht angezeigt.

Die medikamentöse Prophylaxe zielt darauf ab, die Attackenfrequenz und Schmerzintensität zu reduzieren. Sie ist praktisch immer in der Episode indiziert und sollte frühzeitig begonnen werden.

Mittel der 1. Wahl ist Verapamil, das beginnend mit 240mg täglich verteilt bis zur Nebenwirkungsgrenze bzw. maximal 1000 mg täglich unter EKG-Kontrolle aufdosiert wird. Zur Überbrückung bis zur Wirksamkeit der Prophylaxe oder bei sehr kurz andauernden Episoden sind Steroide als Stoßtherapie, z.B. Prednisolon (100mg/d p.o. bis 500mg/d) über 5 Tage, wirksam. Sie wirken in aller Regel sofort, sollten wegen ihres Nebenwirkungsprofils jedoch nur überbrückend eingesetzt werden, z.B. während der Aufdosierphase von Verapamil. Bei Patienten mit erfahrungsgemäß sehr kurzen Episoden können Steroide auch als Monotherapie eingesetzt werden. Auch lang wirksame Triptane (Frova-/Naratriptan) können überbrückend als Kurzzeitprophylaxe eingesetzt werden.

 

Referenzen

 

Letzte Aktualisierung: 2. September 2019
Autor: Dr. med. Ozan Emre Eren

 

dmkg attacke clusterkopfschmerzen flyer

Download: Patienteninformationsbroschüre Clusterkopfschmerzen

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